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Fotografie und Philosophie – Sehen und Erkennen

25. November 2025
von JvHS
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Von der Notwendigkeit, das Solidarprinzip bei der Rente beizubehalten + die gesetzliche Grundlage dafür zu schaffen

Zur Debatte über eine „Rentenreform“ gehören nicht nur demografische Eckdaten und ihre Interpretation – verbunden mit der Kampagne, das Solidarprinzip in den Sozialversicherungen abzuschaffen und durch eine Privatisierung in Teilen oder gänzlich zu ersetzten (Junge Union, erzkonservative Neoliberalisten) – sondern es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die Lösung für den Erhalt des Solidarprinzips zu definieren und über den Tellerrand der demografischen Ansätze zu schauen. Dass nicht nur Nachwuchs (Kinder) fehlt, und eine Veränderung im Selbstverständnis von Familie, Frauen und Männer zu verzeichnen ist, sondern der technologische Fortschritt (KI und Produktivität ohne Menschen) bedroht das gesamte Solidarprinzip. Denn die Abschaffung der Notwendigkeit menschlicher Arbeitsplätze durch KI und Robotik wird zu noch weiteren Verzerrungen – auch ohne die Demografie-Berücksichtigung – führen. Woher sollen in diesem Szenarium dann die Mittel für die arbeitslosen, die jungen und alten, sowie die verarmten und Existenz bedrohten Anteile in der Bevölkerung kommen, damit diese leben können? 

Eine Lösung für den Erhalt des Solidarprinzips wäre, die gesetzlichen Grundlagen dafür zu schaffen, dass alle Berufs- und Tätigkeitsgruppen (vom Freiberufler, Unternehmer, Politiker, über die neoliberale Finanzwirtschaft, das Beamtentum und die Wissenschaftler an Hochschulen) in die Rentenkasse und die weiteren Sozialversicherungen einzahlen müssen! Wie bei allen, die ihre Existenz durch arbeitsbedingtes Einkommen sichern müssen und nicht durch leistungsloses Einkommen (Renditen, Dividenden, Zinseszins) erzielen, werden einkommens- und vermögensbezogene Beträge definiert und zur Berechnung herangezogen, diese direkt monatlich eingezogen und damit die Sozialversicherungen finanziert. Eine zeitgleiche Einführung von Vermögenssteuern, Erbschaftssteuern und Transaktionssteuern an der Börse werden zudem die Einnahmeseite für die Haushalte des Staates – gerechter verteilt – verstärken. Und in Blick auf die KI- und Robotik-Produktivität sind auch Besteuerungen  und der gesetzliche Abgabenzwang  für dieser Elemente als Ersatz für die Sozialversicherungsbeiträge mitzudenken! Das aber steht bei der Jungen Union garnicht auf der Agenda und geht dieser Gruppe wohl auch am Ar… vorbei. 

Dagegen wettern die Vertreter aus Politik, Unternehmertum, Verbände und alle Angehörige der gesellschaftlichen Gruppen, die zu den privilegierten Schichten gehören (Freiberufler, Unternehmer, Politiker, die neoliberale Finanzwirtschaft, das Beamtentum und neoliberale Wirtschafts-Wissenschaftler sowie lobbyistischen Verbände dieser gesellschaftlichen Gruppen). Sie alle befürchten, ihre Privilegien zu verlieren. Die Pseudo-Argumentation der Jungen Union, sowie ihr Droh- und Erpressungspotenzial dient nur dazu, vom oben skizierten Lösungsweg abzulenken und die Privilegien für ihre Klientel zu erhalten. Das Mittel,  möglichst viele „Nebenkriegsschauplätze“ aufzubauen, mit dem Zweck der Verwirrung der Menschen, damit diese nicht in Form einer Volksabstimmung auf die Idee kommen, Politik und Regierung zur Umsetzung der Stützung des Erhalts des Solidarprinzip unter Druck zu setzen, begegnet dem aufmerksamen Mitbürger in Hülle und Fülle!

Stattdessen werden die Kampagnen (*) von den privilegierten Gruppen finanziert, in dem die Abwehr gegen den Erhalt des Solidarprinzips immer radikaler vorangetrieben und organisiert wird. Da sind Teile dieser Klientel (Verband der Familienunternehmen) sogar bereit, mit der antidemokratischen und rechtsextremistischen AfD ein Bündnis einzugehen (*) und die Demokratie für ihren Egoismus zu opfern! 

Es wird Zeit, dass die breite Mehrheit der Nicht-Privilegierten und um ihre Existenz bangenden gesellschaftlichen Gruppen ihre Zukunft sichert und ihre politische Stimme aktiv erheben! 

Ergänzung 

Nonkonformistische Betrachtung (*) zur Mainstream-Darstellung des Problems „Rentenreform“

Ergänzung II

Links zu weiteren Blogbeiträgen 

Spaltungstäter unter uns – statt Solidarität und Gemeinschaft wird die Zerschlagung des Sozialstaats vorangetrieben

Die gesetzliche Rentenversicherung und die Altersrente – Vom Verwirrspiel der Regierungen zum Schaden der Altersrente!

Version vom 25.11.2025 / 22:00Uhr  (Link-Ergänzungen (*))

23. November 2025
von JvHS
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Der 28-Punkte-Pseudo- Friedensplan als Monopoly-Traum der Trump-USA

Die USA  verspielen unter Trump und seinen Republikaner-Eleven in Kongress und Senat jegliches Vertrauen. Da werden aus einem pathologisch-naiven Dealer-Selbstverständnis aus dem MAGA-Traumland der Trumpschen USA Punkte-Pläne zur Beendigung von Kriegen (GAZA und Ukraine)  gebastelt, die vor Arroganz, Überheblichkeit, Missachtung der Menschenrechte und des Völkerrechts nur so strotzen und hinter der Maske des tönernen „Friedensmachers“ die Fratze des erpresserischen Schmuddelhändlers erkennen lassen.

In den aufgeführten Bedingungen des aktuellen 28-Punkte-Plans – übrigens nur zu Lasten der angegriffenen Ukraine –  werden Kriegsverbrechen Russlands belohnt statt sanktioniert, sowie Verstöße gegen das Völkerrecht (Krim-Annektierung) ignoriert, sowie weitere rechtswidrige Besetzungen durch Russland von Landesteilen  der Ukraine (Luhansk und Donezk)  akzeptiert, die Russland zugeschlagen werden sollen.

Für den Wiederaufbau der Infrastruktur der Ukraine sollen 100 Mrd. US-Dollar aus den eingefrorenen russischen Vermögenswerten genutzt werden. Diese Investitionen werden unter US-Kontrolle und Führung gemanagt. Die EU solle den gleichen Betrag aufbringen, um so das Investitionsvolumen für den Neuaufbau zu vergrößern. Dafür verlangt – leistungslos – die USA aus den erzielten Gewinnen der durch 200 Mrd. aufgebauten Unternehmen 50 % an die USA abgetreten werden. Die über die 100 Mrd. hinaus vorhandenen eingefroren russischen Vermögen (wieviel Mrd.??) werden in ein US-Russland Sondervermögen eingebracht, das gemeinsame Projekte ermöglichen soll, die jedoch noch unbenannt bleiben.

Die wichtigsten Garantien zur Einhaltung eines Friedens durch Russland soll eine – welche Steigerung des naiven Irrsinns –  US-Russische Arbeitsgruppe erarbeiten.

Dieses Abkommen wird rechtsverbindlich sein. Seine Umsetzung wird vom Friedensrat überwacht und garantiert, der von Präsident Donald J. Trump geleitet wird. Bei Verstößen werden Sanktionen verhängt.

Eine Einordnung dieses „Monopoly-Plans“ der USA – ohne die beteiligten Ukraine und die EU einzubeziehen -, wird im Beitrag auf LTO (Legal Tribune Online) vorgenommen.

Der 28-Punkte-Plan, ein Konstrukt, als ob eine Gruppe „angesäuselter Traumtänzer“ auf Stammtisch-Niveau ihrer Fantasie freien Lauf gelassen hätte, berücksichtigt weder „das Wiener Übereinkommen über das Recht von Verträgen zwischen den Nationen, dass … „ein Vertrag nichtig ist, wenn sein Abschluss unter Zwang, also durch Drohung oder Gewalt, zustande kommt. Demnach wäre ein Friedensvertrag mit territorialen Zugeständnissen laut der WVK möglicherweise nichtig, solange russische Truppen Teile der Ukraine rechtswidrig besetzt halten und insbesondere auch die Ukraine an Gesprächen nicht beteiligt ist“

Darüber hinaus hat der ständige Vertreter der Ukraine bei den Vereinten Nationen daran erinnert, dass Vereinbarungen und Verträge nicht ohne die Beteiligung der Ukraine ausgehandelt werden können!

„Und auch dass Deutschland und die Europäische Union bei den Vertragsausarbeitungen komplett außen vor gelassen wurden, wird rechtlich eine Rolle spielen. So hatte Prof. Dr. Helmut Philipp Aust im Interview mit Dr. Franziska Kring erläutert, dass Drittstaaten wie Deutschland einen ohne die Ukraine zustande gekommenen „Diktatfrieden“ völkerrechtlich schon gar nicht anerkennen dürften.“

Wie missverstehend der „Zwangsrahmen“ des zusammengeflickten 28-Punkte-Plans und Dealmaker-Zettels Immanuel Kants Anmerkung betrifft, (aber nicht im Geringsten Kants Intention trifft), das lässt sich im nachstehenden Zitat erkennen:

Juristen, die schon im zuvor anderen System agierten (siehe auch die Juristen der Nazis, die in der Adenauer Republik weiterhing aktiv sein konnten, weil Adenauer als erster Kanzler in der BRD entschied, dass der neue Staat nicht ohne die „Erfahrung der Bürokraten“ funktionieren könne), bestätigten Kants Anmerkung, dass „… Praktizierende Juristen  immer die gegenwärtige Verfassung für die beste hielten, denn wenn sie … über Gesetzgebung entschieden, dann bliebe zu vieles aus der alten Verfassung bestehen. Praktizierende Juristen des Despotismus würden eine neue Verfassung nach folgenden Grundsätzen erarbeiten:

  1. Eigenmächtige In-Besitznehmungen der Herrschenden zulassen (und absegnen)
  2. Leugnung von Verantwortung für Verbrechen 
  3. Teile und herrsche-Prinzip einführen (und als Geschäftsidee umsetzen)

Und genau jene Inhalte (die vor allem Russland und seinen Angriffskrieg betreffen) sollen nach dem 28-Punkte-Plan nicht in den Fokus genommen  werden! 

Wie wenig überraschende, dass diese Prinzipien sich in dem 28-Punkte-Plan nur zu Lasten der Ukraine wiederfinden!  Des Weiteren sind sie auch im Umbau der US-Demokratie zur Despotie zu beobachten!  

„Das Recht der Menschen muß heilig gehalten werden, der herrschenden Gewalt mag es auch noch so große Aufopferung kosten.“ Immanuel Kant

Nach Kants Vorstellung sind die nachstehenden Bedingungen Voraussetzungen für einen dauerhaften Frieden.

So lautet:

§1 „Es soll kein Friedensschluss für einen solchen gelten, der mit dem geheimen Vorbehalt des Stoffs zu einem künftigen Kriege gemacht worden.“
§2 „Es soll kein für sich bestehender Staat (klein oder groß, das gilt hier gleichviel) von einem anderen Staate durch Erbung, Tausch, Kauf oder Schenkung erworben werden können.“
§3 „Stehende Heere (miles perpetuus) sollen mit der Zeit ganz aufhören.“
§4 „Es sollen keine Staatsschulden in Beziehung auf äußere Staatshändel gemacht werden.“
§5 „Kein Staat soll sich in die Verfassung und Regierung eines andern Staats gewalttätig einmischen.“
§6 „Es soll sich kein Staat im Kriege mit einem andern solche Feindseligkeiten erlauben, welche das wechselseitige Zutrauen im künftigen Frieden unmöglich machen müssen: als da sind, Anstellung der Meuchelmörder (percussores), Giftmischer (venefici), Brechung der Kapitulation, Anstiftung des Verrats (perduellio) in dem bekriegten Staat etc.“

Drei Rechtsordnungen sind darüber hinaus Vorbedingung für einen Frieden:

  1. das Staatsbürgerrecht (zwischen Bürgern eines Staates und diesem Staat), 
  2. das Völkerrecht (zwischen Staaten) und
  3. das Weltbürgerrecht/Menschenrechte, als Rechte zwischen Menschen und Staaten, denen sie nicht angehören).

Diese drei Rechtsordnungen sind es, die die Definitivartikel jeweils beschreiben.

Bei den Definitivartikel „ … handelt es sich also nicht um Voraussetzungen des Friedens, sondern um notwendige Bestimmungen der Form, die er annehmen muss. Da für Kant Frieden nicht bloß die Abwesenheit aktiver Feindseligkeiten ist, bedarf der Frieden einer Ordnung, die die moralischen Personen (z. B. Menschen und Staaten) in klare Verhältnisse bringt, in denen jeweilige Rechte geschützt und wechselseitige Verletzungen und Ansprüche auf Basis dieser Rechtsordnungen entschieden werden können. Außerhalb einer solchen bürgerlichen Ordnung herrscht auch zwischen Personen, die sich gegenseitig keinen Schaden de facto zufügen, kein Friede, da ihre Sicherheit nicht wechselseitig garantiert ist. Nur durch den Eintritt in eine gemeinsame Ordnung, in der sich beide einer Obrigkeit unterstellen, garantieren sie sich wechselseitig ihre Sicherheit.“ (Quelle: Wikipedia)

Und dennoch bleibt am Ende der Zweifel, weil es auf die moralisch-ethische Bereitschaft der Angriffskriegsverursacher ankommt, ob eine Friedensbereitschaft überhaupt besteht. Dafür ist notwendig, dass die Angriffslust auch weitere geopolitische Eroberungen zu machen durch eine klare Verteidigungskraft gestoppt werden kann. Wenn jedoch Egomanen ihrer eigene Agenda verfolgen und lediglich – mit wechselnder Willkür  und opportunistisch – das eigenen Handeln danach ausrichtet, wann und mit wem der größte Nutzen zu erzielen sein könnte, dann ist dem Chaos, der Vernichtung und der Despotie Tür und Tor geöffnet. 

Die Vorgehensweise der US-Administration nach Trumpschen Mustern lässt leider eine wie oben beschriebene Entwicklung erwarten. 

Zum ewigen Frieden – Immanuel Kant benennt Staatsbürgerrecht, Völkerrecht und Menschenrechte als Voraussetzung

„Friedensengel“ unter sich – Pseudo-Friedensverhandlung nach Trumps „Lösung“ und Putins „Deal-Angebot: Gebietstausch“ für Trump

Vom Prinzip Hoffnung – Furcht vor der Wahrheit oder Aufbruch in eine konkrete Utopie?

Version vom 23.11.2025 /17:40 Uhr 

21. November 2025
von JvHS
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Vom Zeitraum 1960-1990 und dem Beginn der gesellschaftlichen Veränderung durch neue Buchprogramme II

Spuren dekodieren

Philipp Felsch – Der lange Sommer der Theorie / Geschichte einer Revolte 1960 – 1990 Teil 2 

Wie liest und erobert der Interessent Felschs Buch „Der lange Sommer der Theorie“ dessen Inhalte? Einerseits auf bekannte Art und Weise, in dem der vorgegebenen Form gefolgt wird anhand des Inhaltsverzeichnisses – chronologisch und fein der Reihe nach und dem vom Autor Felsch vorgegebenen Aufbau folgend.

Oder – vielleicht unterhaltsamer, individueller und spannender – in dem der Leser der Spur der  „aphoristischen Bonmots“ im Text folgend und die wie Ostereier an den passenden Stellen eingefügten  literarisch-kreativen Sätze  aufspürend.

Beispiel: „Mit dem Godesberger Programm hatte die SPD 1961 die Unvereinbarkeit ihrer politischen Linie mit dem SDS (Sozialistischer Deutscher Studentenbund) erklärt.“

(Mit der Folge, dass die finanzielle Unterstützung  danach ausblieb!) Dieser Bruch mit der Mutterpartei und den nicht selten dominierenden Gewerkschaftsfunktionären aus dem konservativ bis reaktionären Umfeld von IG Bergbau und Energie und IG Bau – nicht selten als „Betonköpfe“ uralter Strategien und Methoden der politischen Arbeit beschrieben.)

Beispiel 2: „Angesichts der Gewerkschaftsfunktionären, die stolz darauf waren, keine Bücher zu lesen und angesichts der neu ausgerichteten Godesberger-SPD, die sich dem Kleinbürgertum an den Hals werfe, müsse der Weg der Neuen Linken in den Weinberg der Texte (der Textanalyse und Theoriebildung) führen.“

Das neue Ziel des finanziell trockengelegten SDS war nach 1961 „analog zur Arbeiterbewegung im Laufe der 1960er bis zu den ´68er Gefilden die Studentenbewegung zu formieren“.

Worauf die Korrekturbemerkung zu diesem Ansatz aus den eigenen Reihen kam mit der Warnung vor dem kulturkritischen Ungefähr der Nonkonformisten im SDS, die „glauben, schon revolutionär zu sein, wenn sie in den Jazzkellern sitzen und die Haare á la Enzensberger tragen.“  

Ein Beispiel dafür ist darin zu finden, wie die Debattierlust ausufernd und zerfleddernd  in das Chaos der Auslegung der Schriften Karl Marx endete und die Debatten die Energien band, welche Interpretation des Marxismus der richtige Ansatz sei: der unverfälschte Marxismus (Karl Marx und sein Schlussfolgerungen aus dem 19. Jhdt.) oder der revidierte Marxismus und die mäandernden Ansätze von Marxisten-Leninisten, Stalinisten, Maoisten, KBW (Kommunistischer Bund Westdeutschland) zu dem spätere Polit-Karrieristen gehörten wie Ulla Schmidt (SPD – Gesundheitsministerin), Winfried Kretschmann  (Grüne – aktueller Ministerpräsident Baden-Württemberg) u.a.

Die Revolutionsfantasien der damaligen KBW-Mitglieder verblassten im Laufe der Jahrzehnte und die Tröpfe des Neoliberalismus versenkte seine „Kinder“ in die Annehmlichkeiten des überbordenden Wohlstandes der Berufspolitiker, wie der Blogautor aus eigenen zeitgleichen Beobachtungen machen konnte. Beim „Marsch durch die Institutionen“ waren die Verführungen zu groß für ihre menschlichen Schwächen. Doch 180°-Schwenkungen im Denken und Handeln sind Anzeichen für einen Verlust des ethisch-moralischen Kompasses!  Haben und Sein dieser Politprominenz gingen immer mehr eine pekuniäre Verbindung ein, wie sich an den Aufsichtsratspositionen nach der Politfunktionsverrentung von Ulla Schmidt ablesen lässt.

Philipp Felschs Protagonist Peter Gente, der spätere Merve-Verleger, durchlief verschiedene Metamorphosen: vom Adorno-Exegeten zum Abbild Walter Benjamins – zumindest vom äußeren Erscheinungsbild des Peter Gente in der zweiten Hälfte der 1960er.

He didn´t write“ zitiert Felsch einen Freund Gentes als Kurzbeschreibung seiner Fähigkeiten. Die lagen wohl eher darin, dass er das Feld der Theorien der offenen Gesellschaft von Neuen Linken, der Antiautoritären Erziehung bis hin zu den Kommunarden Fritz Teufel und Rainer Langhans beackerte und erste kleinere Verlegungen und Herausgaben produzierte. Noch aber flog Gente mit seiner sich schon herauskristallisierenden Beobachtung und Kontakten zu der französischen Philosophenszene (Michel Foucault, Gilles Deleuze,  Jean Baudrillard, Niklas Luhmann oder auch Roland Barthes) unterhalb des öffentlichen Verlagsradars in der Bundesrepublik und Berlin.  Erst in den 1970er und dem Jahrzehnt bis Anfang der 1980er Jahre erreichte der Verve-Verlag seine hochakzeptierte Nische neben dem dominierenden Suhrkamp-Verlag und dem Unseld-Verlag, der nicht zuletzt andere Koryphäen der Philosophenszene wie Jürgen Habermas, Hans Blumenberg u.a. vertrat.

Philipp Felsch verweist auf die Rolle des promovierten Soziologen und Philosophen Jacob Taubes im Rahmen der Taschenbuch-Entwicklung und der Buchreihe über die Herausgabe der Arbeiten neuer Autoren, die „das Bewusstsein der Gegenwart (der 60er  und 70er Jahre)“ auf den Punkt brachten.

Taubes Einfluss – laut Felsch – verhinderte, dass „die Professorenphilosophie (der Institute) der Philosophieprofessoren“ die Inhalte und literarischen Formen beherrschte.

In dieser Gemengelage um die „neue Formel für die Verschiebung der Lesegewohnheiten“ zu formulieren, welche auch zur Folge hatte, dass der „Relevanzverlust der schönen Literatur“ zu verzeichnen war und stattdessen der „Siegeszug der theoretischen Literatur“ begann,  in der „Theorien wie Romane verschlungen werden konnten“, und damit ein neues Marktsegment mit wachsenden Umsätzen entstand, war auch für Peter Gente 1970 der Anlass zur Gründung eines eigenen Verlags – des Merve-Verlag, wie Philipp Felsch betonte.

Version vom 22.11.2025 / 09:55 Uhr (Einfügung Fotos)

19. November 2025
von JvHS
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Vom Zeitraum 1960-1990 und dem Beginn der gesellschaftlichen Veränderung durch „Mehr Demokratie wagen“

Wer, wie der Autor und Blogbetreiber als Angehöriger der ersten Nachkriegs-Generation sich heute den Agenden der aktuellen politischen Jungendorganisationen ausgesetzt sieht,  der kommt nicht an der Notwendigkeit vorbei, einen Vergleich vorzunehmen, wie es in den Jahren 1960 – 1990 war.  Und welche dedizierten Unterschiede durch den Vergleich feststellbar sind. 

Einerseits sind die ökonomischen wie gesellschaftlichen Realitäten der ersten Jahrzehnte nach dem Weltkrieg  zu beschreiben und anhand historischer Ereignisse zu kartieren. Dazu gehören Stichwort artig Begriffe wie: ´68er-Generation, Mehr Demokratie wagen durch den Politikwechsel von CDU/CSU zur Sozialliberalen Demokratie unter Brand und Schmidt,  RAF-Terror, Friedensbewegung in Zeiten des Kalten Krieges, das Ende der DDR und die Wende. Aber auch der Beginn des Neoliberalismus als Restauration des alten Wirtschaftssystems und Umkehrung der Kommunitarismus-Schwerpunkte durch Zerschlagung der Gewerkschaften.

Die drei Jahrzehnte des sich Freischwimmens von den weiterhin wirksamen Seilschaften und Netzwerke der Faschisten und Nazis in der Finanzwelt, in den Führungsetagen der Konzerne, in den Hochschulen und in den Bildungssystemen,  sowie in der Exekutive mit ihrer politischen Bürokratie und der Judikative war Ziel der Studentenbewegung und in den Abiturklassen der sechziger und siebziger Jahre.

Mit seinem Werk  „Der lange Sommer der Theorie / Geschichte einer Revolte 1960 – 1990“ beschreibt Philipp Felsch diese Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs auch als eine „ geistige Revolte“ gegen den „Muff von 1000 Jahren, unter den Talaren!“.  Ein Zeitraum, in dem die Suche nach einer „Theorie“ für ein grundlegend anderes Lebensmodell eine ganze Generation faszinierte und verband.

Um Kants Fragen und seine Antworten:

  1. Was kann ich wissen?
  2. Was soll ich tun?
  3. Was darf ich hoffen? und
  4. Was ist der Mensch?

ging es mit der Suche nach neuen Theorien der Nachkriegsgeneration nicht mehr. Es wurde gelesen und debattiert, als sei diese Tätigkeit die neue Erotik im Erlebens- und Erkenntnisraum der studentischen Jugendlichen und des gesellschaftlichen Nachwuchses der `68er.

In der Differenzierung zu den aktuellen Erpressungsversuchen der heutigen Nachwuchsgenerationen á la Junge Union in Sachen Rentenreform – wohl deren einziges Kerngeschäft, in das sich, Macht demonstrierend, verbissen wird, mit dem für neoliberalistisch wichtigen Ziel der Privatisierung der Alterssicherung – war nach Felsch der Zeitraum der dreißig Jahre von 1960 – 1990  eine „Epoche, in der das Denken noch geholfen hat!“, um  mit selbstbewusstem Elan den Diskurs voranzutreiben zu neuen soziologischen, philosophischen und kulturellen Erkenntnissen. Zumindest erschien es der damaligen Studentenbewegung als eine intellektuell fruchtbare Periode, noch nicht abschätzend, in welche Abgründe es Teile dieser Generation führen würde in den 1970er Jahren (RAF-Terror).  Neue Formen und Methoden der Debatten versprühten ein Aufbruchsgefühl, das sich widerspiegelte in der Politik einer neuen sozialliberalen Regierungskoalition  aus SPD und FDP unter dem Bundeskanzler Willy Brandt mit dem Motto „Mehr Demokratie wagen!“

Ergebnis offen zeichnete sich die damalige Jugend durch Hoffnungen, aber auch Irrwege aus, während die eindimensionale Debatte der heutigen politischen Nachwuchsgeneration sich um die Maximierung und unwiderrufliche Festschreibung von Privilegien und Entscheidungsmachterhalt in der Umgebung der neoliberalen Finanzwirtschaft dreht.

Die – mit der neuen sich entwickelnden offenen Gesellschaftsform einhergehenden – Freiheit  versprach eine gerechtere, sozialere und solidarischere  Gestaltung der Lebensentwürfe, die vor allem den Widerstand der ewig Gestrigen und Machtverlust fürchtenden erzkonservativen Schichten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft auf den Plan riefen. Unterstützt durch Verlagshäuser und ihre Medienmacht der Printerzeugnisse (Bild, Welt) wie zum Beispiel aus dem Hause Axel Springer und Co.

Während mit diffamierenden Methoden die um Machtverlust fürchtenden alten Eliten Vorurteile wie Jauche verteilten – goutiert von den Menschen, die den alten Methoden des  Obrigkeitsdenkens kaum aufgeklärtes und selbst erkennendes Selbstbewusstsein entgegenstellten, sondern stattdessen von „aufhängen an den langen Haaren“ oder „an die Wand stellen und schießen“ lamentierten – begleiteten neue Verlage mit ihren Buch-Programmen die Verbreitung der kritischen Literatur und wissenschaftlicher Gesellschaftstheorien.

Neben dem Suhrkamp-Verlag waren vor allem kleinere Verlage (Verve) beeinflussend beteiligt, wie Felsch in seinem Werk „Der lange Sommer der Theorie“ betont.  So gelangten aus den Archiven und Bibliotheken  der Universitäten Adornos Werk „Minima Moralia“, ebenso Erich Fromms „Haben und Sein“ und die Schriften der Frankfurter Schule als „Kritische Theorie“ von Max Horkheimer und Theodor W. Adornos „Dialektik der Aufklärung“, sowie Jürgen Habermas „Erkenntnistheorie“ oder Hannah Arendts Werke zur Aufarbeitung der Hitler-Diktatur „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“ ; „Wahrheit und Politik“  und „Vita activa oder Vom tätigen Lebenals Taschenbuchformate in eine breitere Öffentlichkeit für die interessierten Teile der Gesellschaft.

Auch der Blogbetreiber nutzte die täglichen Fahrten vom Land in die Stadt zum ehrwürdigen humanistischen Gymnasium KKG für das Studium der – neue Sichtweisen ermöglichenden – Taschen-Bücher. Mit „Sit-ins“  und der Forderung nach neuen Formen der Schülermitbestimmung sahen sich das Lehrer-Kollegium und die Schulleitung – unter dem von Schülern „Zeus“ genannten Schulleiter – einem neuen Selbstverständnis der Abiturienten entgegengestellt. Von den Abiturienten wurde eine Energie eingebracht, die das intellektuell Gelernte für den Diskurs praktisch anwendete, und dem die überforderten Lehrpersonen aufgrund ihrer fehlenden Flexibilität nichts entgegen zu setzen hatten. Auch weil keine Bereitschaft bestand, die zwar bequemen, aber völlig überholten Abläufe zu überdenken und Demokratie – als Lehrinhalt beauftragt – nun endlich zu praktizieren. Mit dem ´68er Selbstbewusstsein begann der Abbau des ewig Gestrigen und der damit verbundene Einfluss der alten Netzwerke. Auf das Denken der Menschen  nahmen Philosophie, Soziologie und Psychologie Einfluss und ihre Erkenntnisse und Theorien standen in großer Bandbreite zur Verfügung.

Philipp Felsch stellt mit seinem Buch einen roten Faden durch dreißig Jahre Bundesrepublik zur Verfügung. Die Gewohnheiten des Campus als Spielfeld der Professoren, die wie im Bereich der Philosophie „… sich darauf beschränkten, den Sinn des Seins (Heidegger: Das Nichts nichtet…) und die Texte der Klassiker auszulegen, hatte das neue Denken der ´68er nichts zu tun“, wie Felsch formulierte.

Statt auf ewige Wahrheiten zielte es auf die Kritik der Verhältnisse ab …“ (Felsch).

Die alltäglichen Vorgänge begannen im Bewusstsein ihrer Relevanz für das Leben in der Gesellschaft hinterfragt zu werden. Das bedeutete, dass das Handeln und Denken der bisherigen Elite aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik kritisch in Augenschein genommen wurden. Die Demokratie wurde nicht mehr nur von der zuvor genannten Gruppe bestimmt, sondern begann von weiteren Teilen der Gesellschaft praktisch gelebt zu werden.

Wer wie daran beteiligt war und mit welchen Folgen, wird in weiteren Beiträgen und ergänzend aus den Erinnerungen des Blogautors beschrieben werden. 

Version vom 22.11.2025 / 09:50 Uhr (Inhaltliche Ergänzung zum besseren Verständnis./ Einfügung Fotos) 

17. November 2025
von JvHS
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A different Sound

Für die Freiheit und Selbstbestimmung des Menschen 

Nach oben geholt!
Denn diese Zeiten verlangen:
Solidarität, Empathie, und Beachtung der Würde des anderen  !

Ein anderer Klang!

Geh´ sorgsam mit dir und den Mitmenschen um.
Denn jeder ist gleichwertig und das Leben ist kurz.
Niemand gebrauche den anderen als Mittel oder Rohstoff.
Menschen sind weder Ware noch verfügbare Produkte.
Lass´ den Mitmenschen ihre Würde,
das sichert die eigene.

Verteidigt und bewahrt das Recht auf Leben,
Freiheit und Selbstbestimmtheit!
Weicht der Gewalt wie ein Bambus im Wind,
bleibt empathisch und gewaltlos wie Mahatma Gandhi!
Lasst nicht andere für euch denken und handeln.
Sprecht selbst und lebt Verantwortlichkeit vor.

Benennt jede Unmenschlichkeit und Gewalt
und die so Agierenden bei ihrem Namen.
Fragt sie nach dem Warum und überdenkt ihre Antworten.
Lasst euch nicht manipulieren, noch einschüchtern.
Bleibt zusammen, in Mehrheit und Würde,
achtet auf euch und jeden Nachbarn im Schwarm.

Denn Jeder ist einzigartig und es gibt dich nur einmal. 

(JWB)

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